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RömermuseumNuklearexperteEinfahrtsbereich.txt
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RömermuseumNuklearexperteEinfahrtsbereich.txt
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Nina hätte nicht sagen können, warum sie an diesem Morgen nicht den üblichen Weg in die Redaktion fuhr, sondern die etwas kürzere aber im Regelfall langsamere Route durch die kleinen Straßen nahm, doch sie würde es nicht bereuen. Die alternative Strecke führte sie nämlich am Römermuseum vorbei, und schon als sie in die Straße einbog merkte sie, dass dort etwas vorging. Sie fuhr langsamer und sah, dass drei Polizeiautos auf dem Gehsteig geparkt waren und einige Polizisten gerade dabei waren, den Einfahrtsbereich des Museums abzusperren. Kurzerhand parkte sie ihrerseits ihren Wagen an einem nicht ganz orthodoxen Fleck (die Polizisten hatten ja sichtlich anderes zu tun) und eilte zum Ort des Geschehens. Mindestens ein Dutzend Leute standen bereits herum und wurden von zwei Polizisten wiederholt darauf hingewiesen, hinter den gerade entstehenden Absperrungen zurück zu bleiben oder am besten ganz von hier zu verschwinden. Unter den Schaulustigen erkannte Nina die Konkurrenz - Rufus war Reporter beim Konkurrenzblatt und unglaublich gut darin, Stories aufzuspüren, aber auch wahnsinnig schlecht, sie für sich zu behalten. Sie ging zu ihm hinüber und nickte ihm zu als er sie bemerkte. "Morgen. Was ist denn hier los?"
Statt eines Grußes schleuderte Rufus ihr ein "Ich sag nix!" entgegen und wandte sich von ihr ab. Keine fünf Sekunden später drehte er sich wieder zu ihr und lenkte ein, "Also gut, das wirst Du eh gleich mitbekommen, wenn der Nuklearexperte hier eintrudelt: Sie haben Strahlung an dem Koffer da gemessen. Keine Ahnung, wie sie auf die Idee gekommen sind, einen Geigerzähler da dran zu halten, aber jetzt befürchten sie da natürlich eine Atombombe drin, obwohl die niemals da rein passen würde..."
Während Rufus' Redefluss ließ Nina ihren Blick über den Einfahrtsbereich schweifen und sah tatsächlich einen Gegenstand in der Größe eines Reisekoffers neben einem Mülleimer stehen.
"Wer würde den bitte das Römermuseum in die Luft sprengen wollen?" unterbrach Nina ihren Konkurrenten. "Und auch noch an einem Dienstag Morgen! Ich meine, vielleicht hat jemand einen Riesenhass auf römische Ausgrabungsstücke oder Grundschulklassen, aber ich glaube eher, dass es sich um einen Irrtum handelt - einen ziemlich interessanten, zugegeben."
Rufus schaute sie nachdenklich an. "Da hast Du eigentlich recht. Naja, vielleicht hat sich für heute hoher Besuch angekündigt? Wobei - wenn es wirklich eine Atombombe ist, könnte sich das Ziel auch ruhig ein paar Blocks weiter befinden. Aber wie gesagt ist der Koffer dafür zu klein. Trotzdem muss man ja erst mal das schlimmste vermuten und so vorsichtig wie möglich sein."
So, muss man das, dachte Nina. Rufus' letzter Satz hallte in ihrem Kopf nach und klang mehr und mehr wie eine Herausforderung. Vorsicht war nie so ganz Ninas Stil gewesen. Mit einem kurzen Blick versicherte sie sich, dass kein Polizist in unmittelbarer Nähe war. "Ich schau' mir die Atombombe mal an", teilte sie Rufus knapp mit und sprang kurzerhand über die Polizeiabsperrung. Rufus war erst stumm vor Überraschung und zischte ihr dann ein "Nina!" hinterher, doch sie war schon mit ein paar schnellen Schritten zum Koffer gelaufen. Die Polizisten hatte sie inzwischen bemerkt und riefen ihre zu, sie solle da weg bleiben und wieder hinter die Absperrung zurück gehen. Stattdessen kniete Nina sich hin und öffnete den Koffer.
"Sie können Entwarnung geben, es ist keine Bombe", rief sie den Polizeibeamten zu, von denen inzwischen einer auf sie zu lief. "Aber sie sollten sich das hier trotzdem unbedingt mal ansehen."